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Hidden Champion

Wo das Auge auf die Technologie zählen kann

Frank Ziemer hatte klare Vorstellungen, in welche Richtung sich die Ophthalmologie, die Augenheilkunde, entwickeln wird. Im Jahr 2000 gründete er die Ziemer Group und produziert seitdem in Port bei Biel innovative Laserinstrumente für die Augenchirurgie. Heute gehört die Ziemer Group zu den wichtigen Playern in der Ophthalmologie – weltweit. Dafür arbeitet sie international mit den renommiertesten Fachleuten aus Medizin, Forschung und Technik eng zusammen.

Die ganze Ophthalmologie ist ein Multimilliardenmarkt. Sie reicht von Pharmazeutika über Diagnostik und Implantaten bis hin zu vollständigen Operationseinrichtungen. Im Vergleich dazu ist die Ziemer Group mit ihren Laserprodukten in einer Nische tätig, die immer noch ein paar Milliarden schwer ist. Dort spielt die Ziemer Group aber ganz vorne mit, dank ihrer innovativen und hochtechnologischen Mehrzweck-Laserplattform FEMTO Z8 für die Augenchirurgie. Wir haben bei Frank Ziemer, Gründer und CEO der Ziemer Group, nachgefragt.

Herr Ziemer, wie sind Sie auf das Auge gekommen?
Während des Studiums arbeitete ich in Entwicklungsprojekten in einer Firma, die Instrumente für die Ophthalmologie herstellte. Damals erkannte ich bereits, dass bei der Entwicklung chirurgischer Instrumente ein grosses Potenzial besteht. Meine Vision: In die Produkte muss viel mehr Intelligenz aus Optik, Elektronik, Lasertechnik – verbunden mit Software – einfliessen. Denn die Augenchirurgie ist sehr affin für Technologie.

Wie haben Sie Ihre Vision umgesetzt?
Wir entwickelten ein ganz anderes technisches Konzept als alle anderen Unternehmen. Es basiert auf einer Laserplattform, mit der verschiedene Operationen möglich sind. Dafür entwickelten wir die Low-Energy High Repetition Rate. Dabei schiesst der Laser Lichtimpulse mit wesentlich weniger Energie, was sehr schonend für das Gewebe des Auges ist. Dafür sind aber ein extremer Speed des Lasers und eine hohe Repetitionsrate notwendig, sonst dauert eine Operation viel zu lange. Diese Technologie haben wir erfunden.

Wie kommt man auf so eine Erfindung?
Indem man mit den richtigen Leuten von Anfang an viele technische Möglichkeiten prüft, aber auch bereit ist, sie wieder zu verwerfen. Das ist ein sehr langer, iterativer Prozess, den wir mit Experten gegangen sind. Noch heute holen wir laufend Expertenwissen in unser Unternehmen. Es vergeht kein Monat, in dem wir uns nicht mit Institutionen aus Deutschland, den USA oder aus der Schweiz austauschen. Das gilt ganz besonders für die Berner Fachhochschule und die Universität Bern.

Was machen Sie anders als Ihre Konkurrenz?
Zu Beginn haben wir die Produkte der Mitbewerber genau angesehen. Da besteht aber die Gefahr, dass man zu nahe an der Konkurrenz ist. Wir waren deshalb gezwungen, völlig neue Wege zu beschreiten hinsichtlich Technologie, Kompaktheit und Handhabung des Lasers.

Wie wichtig ist für Sie der Standort im Kanton Bern?
Das kann man eigentlich fast nicht genug betonen: Wir haben in Biel eine Präzisionskultur, die über Generationen gewachsen ist. Hier arbeiten wir mit Partnerfirmen zusammen, die hochpräzis arbeiten und sehr kompetent in Optik und Elektronik sind. Präzision ist für uns entscheidend, denn die Hornhaut ist etwa 0,5 mm dick, und wenn man dort etwas erreichen will, muss man im Tausendstelbereich arbeiten. Dann sind natürlich die Wege nach Zürich und Lausanne kurz; zur Universität Bern sogar nur ein Katzensprung. Und in zehn Minuten bin ich in der Fachhochschule in Biel, mit der wir eng zusammenarbeiten.

Weshalb würden Sie sich als Hidden Champion bezeichnen?
Viele wissen gar nicht, dass wir innovative und technisch hochstehende Produkte auf den Markt bringen. Das hören wir oft, auch im Ausland. Hidden Champion ist für mich ein Lob. Obwohl wir als Medtech-Firma immer noch relativ jung sind, stehen unsere Augenlaser in 75 Ländern im Einsatz.

Wie lange ist die Lebensdauer eines FEMTO-Lasers?
Wir haben in vielen Ländern, nicht zuletzt in Asien, Geräte, die jetzt schon 15 Jahre ihren Dienst tun, was wir so nicht gedacht hätten. Wir gingen eher davon aus, dass die Kliniken nach sieben bis acht Jahren wieder ein neues Gerät anschaffen würden. Unsere Geräte sind sehr robust und solid gebaut, was auch ein Qualitätsmerkmal ist; Swiss made eben.

Wie sehen Sie Ihre Branche bzw. die Ziemer Group in zehn Jahren?
Wir wollen nicht einfach um jeden Preis wachsen, sondern qualitativ, gesund und nachhaltig. Wir denken heute sehr genau über unsere Ausbauschritte nach. Denn was wir machen, ist sehr komplex. Alles muss nahtlos zusammenspielen, vom Expertenwissen über die unterschiedlichsten Technologien und die regulatorischen Vorgaben mit allen klinischen Studien bis hin zum Erschliessen eines Marktes. Ich bin überzeugt, dass wir in zehn Jahren noch besser und bekannter im Markt positioniert sind.

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